Roselyne Bachelot-Narquin, Kulturministerin, würdigt den großen spanischen Architekten Ricardo Bofill, der neben anderen bedeutenden Projekten eine entscheidende Rolle bei der Transformation der Pariser Metropole gespielt hat.

Ricardo Bofill, ein unabhängiger, freiheitsliebender Geist, wurde im Alter von 18 Jahren zunächst von der Architekturschule in seiner Heimatstadt Barcelona wegen antifranquistischen Aktivismus ausgeschlossen. Er setzte sein Architekturstudium in Genf fort und bildete sich auf zahlreichen Studienreisen ins Ausland aus.

Seit den 1960er Jahren zeichnet er sich durch eine sehr originelle Produktion aus. Er richtet seine Werkstatt ein, den Taller de arquitecturain einer stillgelegten Zementfabrik, die er mit industriellen und klassischen Referenzen verändert und erweitert. An diesem einzigartigen Ort vereint es verschiedene Disziplinen, deren Spezialitäten von Architektur über Kino bis Philosophie reichen. Seine Projekte sind von dieser Vielfalt von Blickwinkeln durchdrungen, die sowohl Hinweise auf die Geschichte als auch die Entwicklungen der Gesellschaft enthalten.

In Frankreich entwirft er umfangreiche Wohnungsbauvorhaben in neuen Städten oder in Stadtteilen, die sich im Wandel befinden. Seine monumentale Architektur besteht aus sich wiederholenden kombinatorischen Elementen, Schattenspielen und Materie. Sie spielt mit klassischen Referenzen, sowohl in der urbanen Komposition als auch in der Dekoration der Fassaden.

So verdankt man ihm den hochdichten Wohnkomplex Les Espaces D'Abraxas in Marne-la-Vallée (1982), die Arkaden des Sees, die sogenannten «Versailles für das Volk», das Viadukt und die Tempel des Sees in Saint-Quentin-en-Yvelines (1974-1982), die Barockskalen in Paris, im Viertel Montparnasse (1979-1985), dem Crescent der Säulen von Saint-Christophe in Cergy-Pontoise (1981-1985), der Bastide in Bordeaux (1988, 1994 aufgegeben) und vor allem seit 1979 die umfangreichen Operationen von Antigone und Port-Marianne in Montpellier.

Das Kultusministerium zeichnete Ricardo Bofill als Offizier des Ordens der Künste und Geisteswissenschaften aus und verlieh dem Großraum Saint-Quentin in Yvelines 2006 das Label Ville et Pays d'art et d'Histoire. Die Operation Antigone in Montpellier wurde 2018 mit dem herausragenden Label für zeitgenössische Architektur ausgezeichnet.

Roselyne Bachelot-Narquin begrüßt einen genialen und neigbaren Geist, der die Geschichte der Architektur der zweiten Hälfte des XX tief geprägt hate jahrhundert.